Realistische Militärstrategen

Scharfe Kritik an Waffenlieferungen an die Ukraine kommt interessanterweise auch von militärisch denkender Seite. So zitiert IMI-aktuell aus einem Interview mit Emma den ehemaligen General und militärischen Berater von Angela Merkel, Erich Vad : „Will man mit den Lieferungen der Panzer Verhandlungsbereitschaft erreichen? Will man damit den Donbass oder die Krim zurückerobern? Oder will man Russland gar ganz besiegen? Es gibt keine realistische End-State-Definition. Und ohne ein politisch strategisches Gesamtkonzept sind Waffenlieferungen Militarismus pur. […] Es muss sich in Washington eine breitere Front für Frieden aufbauen. Und dieser sinnfreie Aktionismus in der deutschen Politik, der muss endlich ein Ende finden. Sonst wachen wir eines Morgens auf und sind mittendrin im Dritten Weltkrieg.“

Christian Hacke, ehemals Politikwissenschaftler der Bundeswehrhochschule in Hamburg, hält ein Plädoyer für Friedensverhandlungen im Ukraine-Krieg. Beide Seiten setzten kompromisslos auf Sieg. Es fehle  eine politische Strategie und diplomatische Initiative, um ein Ende von Leid und Zerstörung herbeizuführen.

Er kritisiert die USA, die eine russisch-ukrainische Friedenslösung blockiert hätten, weil sie einen Stellvertreterkrieg führten „mit dem Ziel, auf Kosten Russlands die eigene Einflusssphäre über Militärbasen in der Ukraine nach Eurasien weiter auszubauen. Dabei geht es ihnen weniger um ukrainische oder europäische Interessen.“

Nüchtern beschreibt er die Gefahr, die von einem dauerhaft destabilisierten Russland ausgehe. Auf Russland und die Ukraine solle Druck ausgeübt werden, direkte Gespräche über Waffenstillstand und Frieden zu führen. Weitere Waffen dürften nur dann an die Ukraine geliefert werden, wenn sie sich zu Verhandlungen bereit finde. „Der außenpolitisch neutrale Status der Ukraine wäre die bestmögliche Kompromisslösung, um den Konflikt beider Seiten, um Einflusssphären beizulegen.“

 

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