Am 09. November 1938 wurden in ganz Deutschland Synagogen und Gebetshäuser angezündet, wurden jüdische Geschäfte und Wohnungen geplündert, gab es zahlreiche Verhaftungen Unschuldiger und es wurden Menschen ermordet. Der Arbeitskreis 09. November und der Kinder- und Jugendring Bochum laden aus diesem Anlass am Freitag, 08. November 2024 um 14.30 Uhr zu einer Gedenkveranstaltung zum 86. Jahrestag der Reichspogromnacht an den Stelen (Harmoniestraße / Ecke Dr. Ruer-Platz) ein.
Der Kinder und Jugendring schreibt: »Die Nazis ließen ihrem Hass auf Juden – auch in Bochum – für alle sichtbar freien Lauf und zerstörten die alte Synagoge. Diese Nacht war das Signal zum größten und schlimmsten Völkermord in der Geschichte der Menschheit.
Die Reichspogromnacht am 09. November 1938 führte der Weltöffentlichkeit drastisch vor Augen, dass Juden in Deutschland brutal verfolgt wurden.
In Bochum und in vielen anderen Städten in Deutschland wird mit den alljährlichen Gedenkveranstaltungen dafür Sorge getragen, dass die traurigen Ereignisse im Nationalsozialismus nicht in Vergessenheit geraten und für die Zukunft mahnen.
Die zentrale Bochumer Gedenkveranstaltung beginnt am Freitag, 08. November 2024 um 14.30 Uhr an den Stelen (Harmoniestraße / Ecke Dr. Ruer-Platz). Die Veranstaltung ist um einen Tag vorverlegt worden, damit auch die Mitglieder der Jüdischen Gemeinde teilnehmen können. Da der 09. November 2024 auf einen Samstag fällt, hätten die Regeln des Schabbats eine Teilnahme von Jüdinnen und Juden verhindert.
Schüler des Louis-Baare-Berufskollegs erinnern an die Lebensgeschichte von Siegbert Vollmann.
Siegbert Vollmann wurde am 23. August 1882 geboren. Nach dem Besuch der Volksschule absolvierte er eine kaufmännische Lehre. 1928 führte sein beruflicher Weg nach Bochum und er arbeitete als Abteilungsleiter im Kaufhaus Alsberg. Zusammen mit seiner Frau Emmy und seinem Sohn Gert wohnte die Familie in der Alsenstraße.
Weil Siegbert Vollmann Jude war, wurde er auf Veranlassung der Gauleitung der NSDAP Bochum am 31. Juli 1935 als Abteilungsleiter entlassen. Da es für ihn nicht möglich war, eine neue Anstellung zu bekommen, machte sich Siegbert Vollmann selbstständig und gründete eine Fabrik für Berufsbekleidung. Nach der Reichspogromnacht wurde der Betrieb am 10. November 1938 zwangsweise geschlossen. Siegfried Vollmann entging nur knapp einer Verhaftung und hielt sich einige Wochen in Moers versteckt. Die Wohnung in der Alsenstraße wurde der Familie Vollmann fristlos gekündigt.
Die Bemühungen der Vollmanns in die USA auszuwandern scheiterten. Für ihren Sohn Gert konnten sie 1939 die Ausreise in die Niederlande mit einem Kindertransport organisieren. Es dauerte fast zehn Jahre bis die Eltern ihren Sohn wiedersehen konnten.
Siegbert Vollmann musste körperlich schwere Hilfsarbeiten verrichten und wurde 1944 in ein Internierungslager für Juden in Berlin eingesperrt. Am 08. August 1945 kehrte er nach Bochum zurück. Durch die jahrelange Verfolgung, die Schwerstarbeit und die Lagerhaft war er schwer erkrankt und arbeitsunfähig.
Als Vorsitzender der neuen Jüdischen Gemeinde wurde Siegbert Vollmann zum Ansprechpartner für die überlebenden Bochumer Juden in aller Welt und zu ihrem Anwalt bei Entschädigungsfragen.
Bei der Veranstaltung sprechen der Oberbürgermeister Thomas Eiskirch und der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Grigory Rabinovich Grußworte.
Zum Abschluss legen der Oberbürgermeister, Vertreter von Parteien, von der GEW, von der VVN-BdA und vom Kinder- und Jugendring Kränze zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus nieder.
Die Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht wird in Kooperation vom Arbeitskreis „09. November“ und vom Kinder- und Jugendring Bochum organisiert.
Vor der Gedenkveranstaltung lädt Michael Niggemann (VVN-BdA Bochum) um 12.30 Uhr zu einem Stadtrundgang „Jüdisches Leben in Bochum“ ein. Der Rundgang beginnt an der Ecke Massenbergstraße / Schützenbahn.«
Veranstaltungsflyer zum Download.