Der CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz besuchte gestern in Bochum eine Landeskonferenz der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft Deutschlands. Mit dem folgenden Flugblatt versuchten Bochumer Friedenskräfte vor dem Tagungsort die Teilnehmer zum Nachdenken zu bewegen:

„Hunderttausende sterben in den Kriegen unserer Tage durch grausame konventionelle
Waffen, Millionen überleben elend in den Trümmern ihrer durch Krieg vernichteten
Existenz. Dieses Töten und Sterben geschieht auf Arsenalen von Atomwaffen, die unseren
Planeten völlig vernichten können. Die Gefahr eines Atomkrieges war noch nie so groß
wie heute, warnen Friedensforscher.
Darauf reagiert der CDU-Kanzlerkandidat mit der verstörenden These: „Nicht der Frieden
ist das Wichtigste. Frieden gibt`s auf jedem Friedhof“. In der Programmdiskussion der CDU
verwendet er diese frivole Friedensverhöhnung wiederholt: erstmals im Frühjahr letzten
Jahres auf einer Regionalkonferenz der CDU in Baden Württemberg, im Herbst
absichtsvoll fast mit den gleichen Worten in der Diskussion zur Reaktivierung der
Wehrpflicht durch eine CDU-geführte Regierung.
Offenbar will Friedrich Merz damit einen fundamentalen Grundsatz seiner Politik
ausdrücken und sich dabei gegen die vielzitierte Mahnung Willy Brandts stellen: „Der
Frieden ist nicht alles, aber ohne den Frieden ist alles nichts.“
● Wir fragen die CDU und Friedrich Merz:
Was wäre von einem Bundeskanzler zu erwarten, der mit zynischem Spott Frieden
nicht als Möglichkeit normalen menschlichen Lebens und Richtschnur seiner Politik
denkt, sondern auf Friedhöfe verbannt, Frieden im Tod sieht?
● Sind für die Christlich Demokratische Union endlose Kriegsgräberfelder Vollendung
menschlichen Lebens in Frieden? Ist für abgeschlachtete Soldaten ihr Tod
Belohnung mit Frieden?
● Welchen Wert hat für die „ Wertepartei“ menschliches Leben, wenn sie Frieden
mit Tod gleichsetzt? Wieviel Töten und Sterben mit welchen Waffen für welche
politischen Ziele ist für die CDU akzeptabel und einkalkuliert, wenn Frieden nicht
das Wichtigste ist?
● Wenn für die CDU Freiheit wichtiger als Frieden sein sollte: Wer wäre frei ohne
Leben?
● Hat für eine christliche CDU die Bergpredigt Bedeutung, die Friedensstifter, nicht
aber Kriegstüchtige selig preist und Feindesliebe als Tugend der Konfliktlösung
empfiehlt? Könnte der Prediger Jesus CDU-Mitglied werden, wenn Frieden nicht
das Wichtigste ist?“

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