Joschka bei Norbert im Schauspielhaus

Die Plauderstunde von Norbert Lammert und Josef Fischer sonntagmittags im Schauspielhaus begann heute für viele Zuhörer:innen mit einer Neuigkeit: Die beiden duzen sich, sie waren Teamkollegen in der Herrenfußballmannschaft des Bundestages. Lammert schwoll förmlich über vor Gemeinsamkeiten: selber Jahrgang, aufgewachsen in Handwerkerfamilien, sozialisiert als Messdiener, bei Opel gearbeitet…

Die Weichen für die Talkstunde waren gestellt. Lammert lieferte Stichworte und Fischer beichtete z. B. , wie peinlich es ihm war, in Turnschuhen als Minister vereidigt zu werden, seine Fraktion hatte das verlangt. Politisch gab es keinen ernsthaften Dissens zwischen den beiden. Als Lammert spekulierte, ob Russland die Ukraine angegriffen hätte, wenn die NATO schon vor dem Einmarsch so viele Waffen geliefert hätte, wie es dann praktiziert wurde, antwortete Fischer: Putin wolle um jeden Preis ein großrussisches Imperium wieder herstellen. Dafür habe er die Europäische Friedensordnung zerstört. Bis dahin seien Grenzen in Europa akzeptiert worden. Als Zwischenrufe von Mitgliedern des Friedensplenums daran erinnerten, wie wenig dies Fischer beim NATO-Krieg gegen Jugoslawien beherzigt hatte, wiederholte er seine Geschichte, wie er der Ermordungen von Zivilist-innen im Kosovo nicht tatenlos zusehen konnte. (siehe: Es begann mit einer Lüge.)
Als Fischer durch Zwischenrufe aus dem Publikum wegen seiner atomaren Aufrüstungspläne angegriffen wurde, erzählte er, dass „Europa“ nicht in der Lage sei, sich zu verteidigen (siehe: Militärausgaben von Ländern). Der Rüstungsexperten-Dialog von Fischer und Lammert bot kein einziges Mal Raum für Worte wie Friedensgespräch oder -verhandlung.
Nach diesem Intermezzo wurde weiter darüber geplaudert, welche Zukunft Europa hat.
Besucher:innen, die sich fragten, was Fischer eigentlich heute so treibt und warum Lammert das nicht erwähnt, finden ein paar Hinweise auf wikipedia: Tätigkeit als Berater und Lobbyist nach der politischen Karriere

Friedensplenum, DFG-VK und IPPNW haben vor dem Schauspielhaus mit Transparenten und Flugblättern die Atompläne von Fischer kritisiert und ihren Brief an den Intendanten des Schauspielhauses verteilt. (siehe: Keine Bühne für Joseph Fischers atomare Machtpolitik!)

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